Jagd auf Frauen in Köln: Die peinlichsten Reaktionen

Erstaunlich, was Journalisten über die massenhaften Übergriffe auf Frauen so schreiben - und warum sie nicht schreiben, was ist.

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Die Jagden auf Frauen in Köln, Hamburg, Stuttgart und anderen Städten haben bei allem Grauen ein Gutes: Die Reaktionen erklären viel, sie zeigen, wie dünn der „Firnis der Zivilisation“ tatsächlich ist.

Augstein: „Nur ein paar Grabscher“

Fangen wir mit der peinlichsten der peinlichen Reaktionen an: Jakob Augstein; Erbe eines ordentlichen Spiegel-Anteils, Verleger des linkspopulistischen „Freitag“, gern gesehener und regelmäßiger Gast in vielen Sendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Hier sein Tweet zu derzeit rund 150 Frauen, die massiv sexuell belästigt, bespuckt, bestohlen, bedroht wurden. Ein paar harmlose „Grabscher“ also.

— Augstein (@Augstein) 7. Januar 2016

Dafür hat er den Preis für „Beschönigen von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen“ zu Recht verdient, Applaus für Augstein! Noch einmal, der Maßstab der Dinge ist die Hatz auf Rainer Brüderle. Aber die Maßstäbe haben sich verschoben, die Beschöniger lassen ihre Maske fallen.

SPIEGEL-Online – das journalistische Anti-Medium

Großer Dank geht auch an Benjamin Maack, der auf SPIEGEL Online präzise wie sonst kaum einer das Elend des Mainstream-Journalismus in Deutschland beschreibt: „In der Silvesternacht wurden etliche Frauen angegangen, beschimpft, sexuell belästigt, bestohlen“. Etliche? Derzeit sind es 150. Und dieser Form der Beschönigung geht es weiter:

Die Tatsache, dass die Täter Flüchtlinge sind, sei „wichtig für die Polizei. Doch in der Bevölkerung schüren diese Angaben hauptsächlich Angst, Wut und Vorurteile zu schüren.“ Deshalb habe SPIEGEL Online auf die Herkunftsbeschreibung der Täter verzichtet.

Früher lernte man in der Journalistenschule, möglichst genau all das zu notieren, was man beobachten, spüren, erfahren, erfragen konnte – und es zu schreiben. Neuerdings läuft dies durch eine Art staatliche Zensurmaschine: Für die Polizei ja, für die Leser nicht. Denn eine Veröffentlichung, so schlussfolgert Maack in diesem Kontext munter weiter „spielt Rechten in die Hände“. Es wird also ausgewählt, was man dem Publikum zumutet – das Wichtigste verschweigen. Der früher aufklärerische, alles aufdeckende Spiegel mutiert Online zum Anti-Medium?

Der neue Parteijournalismus

Das ist er, der neue Parteijournalismus: Veröffentlicht wird, was Links hilft und Rechts nicht. Die Welt ist schön sauber zweigeteilt: Da die Linken, die die gute Meinung des Autors teilen. Dort die Rechten, denen man kein Argument liefern darf. Was nicht sein soll, darf nicht sein. Wirklichkeit wird nicht reportiert, sondern instrumentalisiert auf SPIEGEL Online. Beschrieben wird nicht, was in einer unklaren Lage bekannt wird, sondern was einem größerem Ziel dient. Das ist die Auffassung von Journalismus, das muss man in aller Härte so formulieren, in totalitären Systemen und Diktaturen. Solche Kollegen merken gar nicht, in welche schäbige Tradition sie sich stellen. Auch ihr Jargon, zu dem allemal der „Hetzer“ für den Bürger anderer Meinung gehört, stammt 1:1 aus sattsam bekannten Diktaturen. Jeder, der abweicht, dient dem Klassenfeind und gehört eliminiert. In demokratischen Systemen wird berichtet, sodaß der Leser sich seine Meinung bilden kann. Seine – hier geht es nur noch um die Verbreitung der guten Meinung, die dem Journalismus gehört.

Berichtet wird daher, was den Machthabern und ihrer Ideologie ins System paßt. Was irritieren könnte, wird ausgeblendet. Eigene Urteilsbildung wird gefürchtet, so war es in der Nazi-Zeit, in der DDR und neuerdings sollen Nachrichten unterschlagen werden? Oder weil sie nur „wichtig für die Polizei“ sind, so Maack? Aber was, wenn wie in Köln, die Polizei ihrerseits Nachrichten unterdrückt – auf politische Anordnung? Weisungsgemäß verschweigt, dass es sich um Migranten handelt, behauptet, es habe keine Festnahmen gegeben, weil dann der Schwindel sofort aufflöge? Die eigentlich interessante Frage ist doch: Warum hat der Polizeipräsident in einer so schamlosen Art und Weise die Unwahrheit gesagt?

Journalisten machen sich selbst blind – und schuldig

Der Philosoph Norbert Bolz hat es auf den Punkt gebracht:

„Das größte Problem der deutschen Öffentlichkeit besteht darin, dass sich immer mehr Journalisten als Volkspädagogen aufspielen.“

Die gesellschaftlich wichtige Frage ist doch: Gibt es tatsächlich diese bandenartig betriebene, möglicherweise organisierte Kriminalität von Syrern, die hier Flüchtlingsstatus genießen? Immerhin spricht mittlerweile auch der Bundesjustizminister Maas davon, der bislang eher als wohlwollender Wegschauer der Schlägerbanden von Antifa bekannt wurde. Syrer bedeutet inzwischen, wie wir wissen, nicht unbedingt, dass es Syrer sind, sondern oft nur, dass sich nicht wenige über das Syrer-Ticket in Folge der Einladung Merkels in liebe Flüchtlinge verwandeln. Vielleicht war Köln der Terrorakt, der in der Silvesternacht für München vermutet wurde? Wir wissen es nicht. Aber wir sollten der Frage nachgehen und sie nicht deshalb ausschließen, weil die Antwort uns möglicherweise nicht gefällt.

Ist es wirklich nur ein Zufall, dass diese Vorfälle in fast einem Dutzend deutscher Städte auftraten und sogar aus Helsinki gemeldet werden, wobei dort die Polizei aktiv die Bevölkerung geschützt hat? (Dort sollen die Sicherheitskräfte die massenhafte Verabredung über iPhone vorher gewusst haben.) Warum ist es dort gelungen, während hierzulande der Polizeipräsident buchstäblich lügt und beschönigt? Ist es das „heilige Köln“, das mit seinem Dom eines der überragenden Wahrzeichen des Christentums hat, dass hier die muslimisch betriebenen Angriffe so massiv waren und der Dom ständig mit Raketen beschossen wurde? Das sind ja Fragen, denen man nachgehen könnte, wenn man die Herkunft der Täter kennt und benennt. Wenn man nicht vom „Einzeltäter“ ausgeht, bei dem die Hautfarbe tatsächlich wurscht ist. Aber wenn es Banden oder Organisationen sind, wird die Herkunft zum entscheidenden Merkmal. Der neue Journalismus macht sich selbst blind, weil er aus Gefälligkeit einem festgefügten Weltbild folgt. So wird die Wahrheitssuche eingeengt. Aber genau das ist die Aufgabe von Journalismus – Wahrheitssuche, und nicht Predigt.

Das Schlimme dabei ist: Die Journalisten in Diktaturen stehen unter Druck. Diesen Druck gibt es in Deutschland nicht. Klar, man wird nicht auf eine Kanzlerinnen-Reise eingeladen, aber das war es auch schon. Diese hündische Freiwilligkeit, sich einem großen Weltgeist unterzulügen, ist das wirklich Bedrückende. Das gilt auch für den Versuch, jeden, der dabei nicht mitmacht, aus dem Mediensystem auszugrenzen, zu diffamieren und mundtot zu machen. Sie schreiben nicht nur parteilich, sie erfüllen die Arbeit der Stasi gleich mit. Der Druck geht nicht vom Staat aus – sondern wird unter Kollegen selbst erzeugt. Wer dabei mitmacht, macht sich Schuldig an der Unterdrückung der Wahrheit.

Eine Wende zum Besseren

Dabei funktioniert das gar nicht mehr. Köln ist ja auch eine Geburtsstunde. Soziale Medien, so aufgeregt, überhastet, manchmal extrem und ekelerregend es dort auch zugeht, haben die etablierten Medien unter Druck gesetzt, bis der Topf vom Deckel geflogen ist und das abscheuliche Innenleben offenbart hat, das Polizeipräsident, Oberbürgermeisterin und Innenminister des Landes gemeinsam angerichtet haben und zu verbergen versuchen.

Zur Ehrenrettung von SPIEGEL Online sei gesagt: irgendwann wurde die Abweichung zwischen der geschönten Darstellung des gefälligen Obrigkeits-Journalismus und der grausigen Realität so stark, dass sogar SPIEGEL Online die Wahrheit ins Netz lassen musste – auch, wenn es der selbstauferlegten Parteilinie widersprochen hat.

Das Schöne an der Freiheit ist, sie ist wie ein Eichhörnchen: Es wird gejagt, gehetzt, aber zeigt sich doch immer wieder flink und frech zwischen den Bäumen. Und deswegen wird sie sich durchsetzen. Die vergangenen Tage machen mich daher optimistisch: Jetzt wird wieder kritisch berichtet. Wir können jetzt jeden Tag neu darauf warten, dass tüchtige Kollegen in mutigen Medien aufdecken, warum in Köln und anderswo derart viel gemeinsam von Medien und Politik verschwiegen wurde. Selbst aus oberbayerischen Städten laufen jetzt die Berichte ein, dass die Idylle zerstört wird gerade.  Es ist, als ob die Angst vor dem Nicht-sagen-dürfen verschwindet.

Darauf bin ich gespannt. Es ist wie ein aufatmen. Die Fenster werden aufgestoßen. Frische Luft zieht den Mief weg.

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