12 Punkte für Griechenland-Urlauber – was tun, wenn der Grexit kommt?

8. Geht ihr Flug noch?

Ja klar, die Fluggesellschaften landen vollgetankt bis zur Flügelspitze, denn ob es noch Kerosin gibt, ist fraglich. Aber Griechenland ist mitten in Europa, die Flugstrecken sind kurz. Bis zum Flughafen Antalya in der Türkei reicht es allemal. Viele aufgeregte Deutsche brechen ihren Urlaub vorzeitig ab; die Fluggesellschaften erklären sich bereit, jeden bei Bedarf auszufliegen, setzen Sonderflüge nach Athen ein.




9. Die Discounter fliegen ein

Aber die Jets haben sogar Passagiere an Bord, für Santorini, Kreta, Samos. So billig waren Sonne, Meer und blauer Himmel schon lange nicht mehr. Die Hotels halbieren ihre Preise, das Personal ist endlich freundlich. Wer richtiges Geld hat, ist Zeus. Wer Drachmen hat, ist schlecht dran. Vor den Apotheken bilden sich Schlangen. Für Drachmen gibt es keine Importe wie Medikamente. Die Küche ist wieder griechisch: Souvlaki, es ist ein Abenteuerurlaub. Langsam kommt wieder Bewegung. Die Versorgung klappt per Schlauchboot. Die Menschenhändler aus Nordafrika haben ein neues Geschäftsmodell: Waren nach Griechenland, ohne den mittlerweile erhöhten Zoll und gegen horrende Drachmenpreise, oder ganz normal in Euro. Benzin kommt in großen Kanistern. Euros verlassen heimlich das Land.

10. Athen brennt

tank-203496_1280In Athen ist die Lage ernst. Es kommt zu Hungerdemonstrationen. Supermärkte werden geplündert, einige Touristenhotels auch. Die Regierung schickt Panzer. Wer Preise erhöht, soll ins Gefängnis. Alle Straßen sind leer, Ausgangssperre. Das Goethe-Institut wird gestürmt, die deutsche Botschaft brennt. Konvois bringen Deutsche zum Flughafen. Sie werden mit Steinen beworfen, Deutsche bespuckt. Andere Griechen verstecken Deutsche, entschuldigen sich dafür. Die Regierung rüstet eine Volksmiliz aus, die Geld bei den Reichen holen soll. Wachmannschaften blockieren die Reichen-Viertel, er kommt zu Schießereien zwischen der Volksmiliz und den Wachmannschaften. Verteidigungsminister Panos Kammenos von der extrem rechten Partei lässt das Parlament besetzen, er ruft den nationalen Notstand aus. Die Obristen übernehmen die Macht im Staat, um dem ausbrechenden Chaos zu begegnen. Die Linke liefert sich Straßenschlachten mit den Militärs. Wie nahe Griechenland am Bürgerkrieg laboriert, und wie wenig die jüngste Geschichte verarbeitet wurde, zeigt folgender Beitrag.

11. Hilfskonvois, Flottenkonvois, grüne Männchen

Hilfskonvois aus Deutschland und Europa treffen ein. Die EU legt ein Hilfsprogramm auf. Mit Medikamenten, Verbandsmaterial, Lebensmitteln. Dabei ist viel von europäischer Solidarität die Rede. Die Unruhen in Athen nehmen zu, greifen auf einzelne Inseln über. Die russische Duma erklärt ihre Solidarität mit dem griechischen Volk und auf Seiten der Volksmilizen tauchen grünuniformierte, brutale Soldaten ohne Hoheitsabzeichen auf, die russisch sprechen. Der Bundestag beschließt ein Nothilfeprogramm für Griechenland. Die USA schicken eine Flugzeugträger-Flotte Richtung Mittelmeer und warnen auch die Türkei, die Destabilisierung des Landes dazu zu nutzen, auch den griechischen Teil des geteilten Zypern zu überrennen. Die Unruhen beginnen, auf die Inseln überzugreifen, Kreta erklärt sich für unabhängig. In Kreta stabilisiert sich die Lage. Es gibt eine Kreta-Drachme, ansonsten wird nur mit € bezahlt, Kreta ist der billigste Urlaubsort Europas. Nur das Festland bleibt gefährlich wegen der bürgerkriegsähnlichen Zustände.

12. Die optimistische Variante

Urlaub in Griechenland wird zum Schnäppchen, Griechenland ein Ferienparadies. Grundstücke, Ferienhäuser – alles wäre zum Sonderpreis verfügbar. Bauern, Handwerk, Hotels, lokale Industrien florieren. Ohne die drückende Last des Euros erholt sich Griechenland. Es bleibt weiter in der EU und wird ein Vorbild auch für andere schwache Länder: Portugal orientiert sich am griechischen Modell.

Das hängt allerdings davon ab, ob die griechische Regierung auf sich gestellt die notwendigen Strukturreformen durchführt, gegen die es sich derzeit wehrt. Das ist nicht zu erwarten. Daher droht das Krisenszenario Realität zu werden.

Dies ist ein Szenario, das Erfahrungen aus Staatsbankrotten und Währungsreformen in Agentinien, der DDR und anderen Ländern auf Griechenland überträgt. Es ist rein fiktional, aber realistisch und zeigt die Dramatik des derzeitigen Geschehens.




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