Fremdenfreundlichkeit: Schein und Wirklichkeit

Auch der nun zum Unwort des Jahres erklärte "Gutmensch" achtet den Fremden nicht, seine Verachtung ist lediglich verkleidet und ihm wohl meist auch selbst nicht bewusst.

Die Reserviertheit gegenüber dem Fremden kennt eine große Bandbreite. Sie reicht von der bloßen Skepsis gegenüber dem Unbekannten über die Wertschätzung des eigenen Volks als einer gewachsenen Lebens-, Arbeits- und Kommunikationsgemeinschaft bis zum biologisch verstandenen Rassebewusstsein, das mit dem Hass auf das „Fremdrassische“ einhergeht. Thema dieses knappen Texts ist aber nicht die Fremdenfeindlichkeit an sich, sondern ihr Ort im politischen Raum. Konkret möchte ich die gängige Ansicht in Frage stellen, wonach die Abwertung des Fremden ein Alleinstellungsmerkmal des Rechtsradikalismus ist.

Der typische linksgrünsoziale G (ich verwende das „G“ hier als Variable; ein Schelm, wer „Gutmensch“ für sich liest) hält sich selbst für das Gegenbild eines Rassisten und Fremdenfeinds. Auch die Kritiker seiner Art stellen dieses Selbstbild nicht ernstlich in Frage – sie konzentrieren sich darauf, einzuwenden, G übertreibe es mit dem G-Sein und übersehe oder ignoriere die Gefahren, die er sich und seinem Land durch sein Verhalten einhandelt – aus Leichtsinn, übervollem Herzen oder anderen Motiven.

Aber, so meine These, schon die Grundüberzeugung des G, die da lautet: „Fremdenfeinde sind die anderen“, ist eine Täuschung: Auch G achtet den Fremden nicht, seine Verachtung ist lediglich verkleidet und ihm wohl meist auch selbst nicht bewusst.

Ich sehe zwei Varianten nur scheinbarer Fremdenfreundlichkeit:

Variante 1: „Die Fremden sind arme, einfache Menschen, die unsere Qualitäten bewundern und uns selbstverständlich anerkennen – sie wollen aufgenommen und angenommen werden, und sie werden sich uns dankbar unterordnen.“

Dass es unter den Fremden die ganze Bandbreite von Einstellungen geben könnte, die man vom eigenen Volk kennt, und darunter auch jene, die man als G bekämpft, kommt dem Vertreter dieser Denkungsart nicht in den Sinn. Dass der Fremde sich für etwas Besseres und uns für etwas ausgesprochen Minderwertiges halten könnte, kann der G nicht einmal denken – und beweist damit gerade, für wie unanfechtbar überlegen er sich selbst hält. Er findet den Fremden harmlos – weil er ihm die Qualitäten und Stärken abspricht, die man braucht, um gefährlich zu sein.

Variante 2: „Die Fremden sind nicht unbedingt gut in unserem Sinne, aber sie gehören einer anderen Art und Kultur an, der wir interessiert und offen begegnen sollten.“

Erkennbar ist diese Variante daran, dass die ethische Betrachtung unterbleibt. Der Fremde ist hier ein Stück Natur, vielleicht eine Art interessantes Tier: Man beobachtet es, man ist fasziniert und vielleicht schaudert es einen auch, aber man legt keine moralischen Maßstäbe an, man streitet nicht mit ihm, wie man es bei einem Menschen tun würde, den man für voll nimmt.

Beide Haltungen sind Störungen des Wirklichkeitssinns, sie hindern daran, die Lage realistisch einzuschätzen. Unser Land wird weiterkommen, wenn wir zu einem nüchternen Blick zurückfinden – auf die anderen und auf uns selbst.

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