Die moralische Immunität des Volker Beck

Einer darf sich Alles erlauben: Volker Beck, die Mann mit dem erhobenen Zeigefinger. Dass vier Finger auf ihn zurückdeuten - das übersehen er und seine Freunde gern. So wird er zum Sinnbild der Sinnentleerung in der Politik- und Mediengesellschaft.

Screenshot: Maischberger, ARD

Ist es nicht erst ein paar Wochen her, dass man Volker Beck mit Drogen in der Tasche erwischt hat? Volker Beck jedenfalls ist wieder in der Öffentlichkeit, häufiger als je zu vor, und das war schon zu viel.

Coming back mit Kardinal

Auf dem Kirchentag der Katholiken predigt er, im Domradio Köln lässt er sich feiern, mit einem echten Kardinal fotografieren, der Zentralrat der Juden lobt ihn, Pseudopromis werben für ihn, bei Sandra Maischberger darf er wieder über die Vorteile der Masseneinwanderung schwadronieren. Und richtig, gerade einmal drei Monate ist es her, dass „Breaking Beck“, wie man ihn schnell zynisch in Anlehnung an die US-Serie „Breaking Bad“ nannte, von allen seinen Fraktions- und Parlamentsämtern zurücktrat. Da das Verfahren nach Aufhebung seiner Immunität jedoch gegen eine Zahlung von 7.000 Euro eingestellt wurde, kann Beck bereits jetzt schon wieder den grünen moralischen Zeigefinger in den hiesigen Talkshows erheben und sich obendrein neuerdings religions- und migrationspolitischer Sprecher der Grünen nennen. Schon einmal hat er ein Comeback geschafft, nachdem seine Nähe zu Kinderschändern bekannt geworden war.  Damals wie heute legt er aber sein Verhalten nicht offen, sondern versteckt sich hinter Pseudoentschuldigungen; wohl nicht unberechtigt in der Hoffnung, dass die Schwere  seiner Verfehlungen in Archiven oder Polizeiberichten verborgen bleibt.

Folgerichtig möchte man sich auch nicht lange mit dem Thema aufhalten. Mit einer geringen Menge einer „betäubungsmittelverdächtigen Substanz“ sei er „erwischt“ worden, beschreibt Sandra Maischberger die Vorkommnisse zu Beginn der Sendung, als handele es sich bei Beck um einen kleinen Jungen, der einen Lolli am Kiosk nebenan geklaut hätte. Dieser entschuldigt sich daraufhin, will sich aber ansonsten nicht weiter zu dem Thema äußern, da dies für ihn Privatsache sei. Sicherlich, einige Menschen mag es verstören, wenn ein Bundestagsabgeordneter es zur Privatsache erklärt, ob er stets im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, aber da Beck auf der richtigen moralischen Seite steht, wollen wir ihm auch das mal nicht so krumm nehmen. Das Thema war damit jedenfalls schnell vom Tisch.

Beck schonen, Meuthen in Sippenhaft nehmen

Gar nicht vom Tisch war hingegen Gaulands Äußerung über Jerome Boateng, für die sich stellvertretend an diesem Abend der Wirtschaftswissenschaftler und Bundesvorsitzener der AfD, Jörg Meuthen, zu rechtfertigen hatte. Als dies jedoch zu keinen von der Gegenseite erhofften Ergebnissen führt, was mitunter auch daran liegt, dass man Gauland, wie sich inzwischen längst herausgestellt hatte, den Satz von Seiten der FAS schlicht in den Mund gelegt hatte und dieser so gar nicht gefallen war, zitierte man obendrein dann noch eine Abgeordnete der AfD im sächsischen Landtag, die sich kritisch zu Mesut Özils Pilgerreise nach Mekka äußerte. So und nun sagen Sie doch mal, wie Sie das finden, Herr Meuthen. Sagen Sie das doch mal … Finden Sie das richtig?

"Ausländer rein! Retten Einwanderer unseren Arbeitsmarkt?"
Maischberger: Volker-Beck-Show mit dem lieben Herrn Meuthen
In solchen Momenten merkt man, wie tief der deutsche Journalismus gesunken ist. Wer auf der „guten Seite“ steht, wird nicht weiter mit seinen moralisch durchaus verwerflichen Eskapaden konfrontiert. Wer hingegen Vertreter einer islam- und asylkritischen Partei ist, der muss sich bis zum Letzten zu angeblichen oder nicht-angeblichen Aussagen irgendwelcher Parteimitglieder oder Abgeordneter rechtfertigen. Peinlich genau achtet man auf jedes einzelne Wort und unterzieht es dem political-correctness-Check, um den „bösen Rassisten“ am Ende doch noch irgendwie etwas anhängen zu können und ihm die Aussage abzupressen, die man eigentlich erwartet und bei der man dann in gewohnter Manier erzieherisch eingreifen kann.

Ja, so manch einer hätte sich vielleicht gewünscht, dass man auch nur einmal ähnliche Maßstäbe an jemanden wie Volker Beck angelegt hätte. Dass man auch ihn bis zum Letzten eine Aussage über seinen Drogen-Kauf abpresst und fragt, ob es denn nun für ihn war oder doch vielleicht für jemanden anderes. Denn auch wenn man Volker Beck nicht das Böseste unterstellen will, hinterlässt es doch einen faden Beigeschmack, wenn man bedenkt, dass sich nicht wenige Stimmen im Nachhinein äußerten und zu bedenken gaben, dass Crystal Meth auch eine beliebte Droge sei, um jugendliche Stricher aus der Schwulenszene ruhig zu stellen. Ja, irgendwie empfindet man es dann gerade bei jemandem, der andere sein ganzes Leben lang moralisch abgeurteilt hat, der ferner ein gewählter Volksvertreter ist, dann doch nicht so sehr als Privatsphäre, wenn er Crystal Meth oder andere Drogen entweder selbst konsumiert oder anderen verabreicht und nichts glaubwürdiges unternimmt, um diesen Vorwurf wirklich auszuräumen, sondern nur halbbare Entschuldigungen anbietet statt echter Aufklärung. Und das gilt schon gar nicht für einen innenpolitischen Sprecher, der die Einhaltung von Recht und Gesetz kontrollieren soll und dabei nicht mal seine eigenen Lüste unter Kontrolle hat.

Den Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen

Aber Beck steht eben auf der guten Seite. Menschen, die mit Begriffen wie „menschenrechtspolitischer Sprecher“ oder jetzt „religions- und migrationspolitischer Sprecher der Grünen“ gelabelt werden, genießen nicht nur eine faktische Immunität als Bundestagsageordnete, sie genießen vor allem auch eine moralische Immunität. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Jörg Meuthen mit seiner realpolitischen und asylkritischen Einstellung am Ende mehr zur Stabilisierung der Stimmung und Lage im Land beiträgt, als Volker Beck es je getan hat. Was zählt, ist das Label, nicht der Inhalt bzw. die Konsequenzen aus der vermeintlichen linken Deutungshoheit.

FAZ_BeckPlakat

Oben: Beitrag auf FAZ.net (2011), Unten: Flyer von Volker Beck (2013), Links s.u.

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich im Zuge der Ereignisse um Volker Beck zahlreiche Prominente dafür aussprachen, Beck zurück in den Bundestag zu holen. Solche Aktionen sind natürlich immer gut, weil man sich im Zuge derlei Solidaritätsbekundungen auch gleich noch einmal selbst medienwirksam und obligatorisch gegen Rassismus, Antisemitismus und alles was sonst noch so schlecht auf der Welt ist, positionieren kann. Beck, der Schutzpatron ALLER Minderheiten in dieser vor Rassismus triefenden deutschen Gesellschaft. Da kann man einfach nichts falsch machen und kann sich ohne großen Aufwand mit auf die gute Seite schlagen, ohne sich auch nur irgendwie ernsthaft mit dem Thema und den Konsequenzen, z.B. einer Asylpolitik der offenen Grenzen, auseinandersetzen zu müssen. Ja, es ist so schön im Land der Künstler und Musiker, der grünen Bourgeoisie, in dem man bei Twitter bekunden kann, Boateng gerne als Nachbarn haben zu wollen, ohne befürchten zu müssen, dass tatsächlich ein Farbiger oder anderer Ausländer neben einem einzieht oder man die Kinder tatsächlich mit solchen Leuten auf eine Schule schicken muss. Aber hey, war es nicht genau dieser Gauland, der etwas ungelenk auf diese grüne Doppelmoral aufmerksam machte und den man dafür wie die Sau durch’s Dorf jagte?

Dabei merken seine Freunde nicht, dass von ihm alle Vorwürfe abtropfen, aber wie Spucke auf ihren Kleidern landet. Kindersex und katholische Kirche – ein bemerkenswertes Begriffspaar. Und die Nähe des Zentralrats der Juden in Deutschland zu Beck erklärt sich mit dem historisch verständlichen Wunsch nach einem starken Schutzherrn.  Aber „Crystal Beck“? Becks Trick auf der politischen Bühne besteht ja darin, dass er Minderheiten zum eigenen Fortkommen benutzt. Er ist ein Trittbrettfahrer, wo immer eines vorbeikommt, springt er auf. Becks Drogennummer wird damit gerechtfertigt, dass er ja immer für eine Liberalisierung der Drogen eingetreten sei. Die Folgen aber gerade der Droge, mit der er in Verbindung gebracht wird, sind verheerend. Selbst bei den Grünen gibt es manche wie BW-Ministerpräsident Kretschmann, die längst von ihm abrücken. „Mit Volker Beck haben die Grünen einen Repräsentanten, der dem Wähler die wahren moralischen Werte der Partei in idealer Weise zeigt“, formuliert der Blogger Don Alphonso.

Stattdessen rollt man Volker und seinen Freunden den roten Teppich der deutschen Medienlandschaft aus. Weder fordert man hier eine gewisse Demut ein, die Herr Beck von Natur aus nicht zu besitzen scheint, noch macht man sich die Mühe, einmal die Richtigen auf ihre moralische Doppelzüngigkeit anzusprechen. Kein Wunder, denn angesichts der grassierenden „autoritären Fantasien einer ausgrenzenden, ‚homogenen’ Volksgemeinschaft“ und einer AfD, die Volker Beck „zum Verstummen bringen will“, wie es so schön im Appell von Volkers Freunden heißt, sind natürlich auch dringend andere Maßnahmen geboten. Beck und seine Doppelmoral müssen warten, schließlich hat man das Volk auf den Pfad der Tugend zurückzubringen und mit wem gelänge das besser als mit dem Tugendwächter Nr. 1, der eben ab und zu ein bisschen harte Drogen kauft.

Doppelmoral der Politik- und Medien-Elite

Wichtig ist, dass wissen wir mittlerweile, am Ende nur, „dass man den Rechten nicht in die Hände spielt“. Das ist wichtig, wenn es um die Frage geht, ob man den Migrationshintergrund von jungen Männern thematisieren sollte, die jemandem, der schon auf dem Boden liegt, so lange gegen den Schädel treten, bis er tot ist, das ist wichtig bei ausländischen Grabschern auf Volksfesten und das ist eben auch wichtig, wenn es um den Drogen-Konsum eines Grünen-Politikers mit ausgeprägtem moralischen Zeigefinger geht. Wenn es von Rechts instrumentalisiert werden könnte, muss es möglichst von der thematischen Bildfläche verschwinden. Wenn es jedoch darum geht, die andere Seite zu schwächen, können Themen gar nicht genug aufgebauscht und für erzieherische Maßnahmen verwendet werden. Man stelle sich nur einmal vor, man hätte Jörg Meuthen mit Meth erwischt. Dabei steht, wie sich zeigt, die Doppelmoral des deutschen Journalismus der Doppelmoral der politischen Elite in nichts nach.

Dass Volker Beck wieder in den deutschen Talkshows sitzt, nehme ich daher persönlich. Ich werde auch nicht müde, mich darüber aufzuregen, weil es an Dreistigkeit gegenüber dem Bürger nicht zu überbieten ist. Jedoch: Moral muss man sich leisten können und angesichts der zunehmenden realen Probleme durch die Masseneinwanderung beginnt auch Volker Becks moralische Immunität zu bröckeln. Wenn nicht durch seinen Drogen-Konsum, dann eben durch Einholung der Utopie durch die Wirklichkeit und der Tatsache, dass vielen Menschen schlicht einfach keine Lust darauf haben, sich von so jemandem moralisch aburteilen zu lassen.

Links aus Beitragsbild: „Trittin: Halbgare Entschuldigung“ // „Ich will’s gleich gerecht – und Du?“

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