1989 – Die Geschichte der Wiedervereinigung

Die rauchenden Ruinen der DDR wurden in den vergangenen Jahren durch ein niegelnagel neues Land ersetzt - jede Fabrik neu, jede Wohnung, jedes Telefonkabel, jede Straße, jeder Kamin, einfach alles. Es bleibt dem Economist vorbehalten, die blühenden Landschaften zu feiern. Deutsche Wirtschaftsmedien schaffen es nicht. Exakt zum Mauerfall titelte Wigitte vom "Stillstandsland Deutschland". Eine groteskere Fehleinschätzung ist kaum denkbar.

Das faschistische Element der DDR

Das faschistische Element, das der DDR-Diktatur inne wohnte, ist so in die neue Bundesrepublik hinübergetragen worden. Hilfreich war, dass die untergehende DDR und die SED ihr eigenes, sie selbst belastendes Material großzügig vernichten konnten und dass die Spitzelstrukturen der DDR-Propaganda im Westen ganz und gar unangetastet blieben. Die deutsche Justiz hat sich mit der Aufarbeitung dieser Spionagestrukturen eigenartig schwer getan. Selbst bei dickster Beweislage, die jeden mutmaßlichen Bankräuber in den Knast gebracht hätte, wurden aus IMs immer wieder Bürger mit besonders weißer Weste.

Es ist ein Spiel mit sich ständig ändernden Masken – ist Gysi gleich IM Notar (was nicht behauptet werden darf) oder  ist er vielleicht auch noch IM mit sonstigem Namen; wozu es ebenfalls Anhaltspunkte, aber keine gerichtlich anerkannten Beweise gibt? Diese Fragen werden seit 25 Jahren gequirlt. Eigentlich schade, dass sich soviele unerkannte IMs so nachhaltig feige vor ihrer eigenen Vergangenheit drücken. Siehe hierzu auch diesen Text aus 2008, als es wiedermal zu Veröffentlichungen zu Gregor Gysi Vergangenheit kam, die wie immer keine Chance hatten.

Die schon von Helmut Kohl forcierte Politik des Wegschauens und Verdeckens alter Stasiverstrickungen, weil es angeblich für die schnelle Stabilisierung der Nachwendeverhältnisse klug wie notwendig war, hat zu einer Unkultur des Vergessens geführt; trotz Gauck-Birthlerbehörde. Der politische Schaden dieser Politik des Wegwischens und Vertuschens überwiegt den Nutzen nachhaltig.

Die Bundesrepublik ist der kritisierte Rechtsstaat

Der Stasi-Unterdrückungsapparat der DDR war einer der größten Arbeitgeber des Landes mit besten Westkontakten. Diese Tatsache aus dem öffentlichen Bewusstsein erfolgreich verdrängt zu haben, ist eine der wesentlichen Bedingungen dafür, dass die systematische Vergoldung der DDR wie ein perpetuum mobile läuft.

Die Bundesrepublik ist bis heute der kritisierte Rechtsstaat und die Bundesrepublikaner sind die miese, rechte, verdächtige Bevölkerung. Das jedenfalls ist die Lesart der guten, also linken Deutschen, die sich selber als die eigentlichen Erben der in der Nazizeit verfolgten Kommunisten oder Sozialisten sehen. Als Nutznießer der ererbten Moral, die man allerdings schlechterdings nicht erben kann, deuten sie mit dem Finger auf die als latent rechten „anderen“ Deutschen, die es eigentlich zu beseitigen gelte: „Nie wieder Deutschland“. Es ist eine Art perverse Geschichte-Revisionismus: Die BRD möge untergehen und die DDR wiederauferstehen.

So wie die DDR/SED bereits seit den fünfziger Jahren die Botschaft in die Welt trug, dass sie keine, wie auch immer geartete Verantwortung für die Naziverbrechen hätte und im Gegenteil eigentlich selber flächendeckend aus den Deutschen bestünden, die die wahren Opfer der Nazidiktatur gewesen wären, so setzte sich erfolgreich die Botschaft durch, dass die DDR eben das bessere antifaschistische Deutschland gewesen wäre. Die SED führte durchaus ein linksfaschistisches oder kryptokommunistisches Machtregime mit einer hoch aktivierten Denunziationsunkultur im eigenen Land. Einer der Wahlsprüche der Kommunisten lautete: der schlimmste Feind im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant. Dieser Spruch galt aber nur für die anderen. Sie selber verlangten Denunziation am Fließband.

D-Mark und die DDR

Im sogenannten Kampf der Systeme in den Zeiten des Kalten Krieges, der mit dem Mauerfall vor 25 Jahren zu Ende ging, haben die Regierungen der Staaten des Westens kein Ruhmesblatt erworben. Letzten Endes war die Grundbedingung für den politischen Untergang der DDR die Existenz der D-Mark. Diese westdeutsche Mark hatte sich nach dem Dollar zur härtesten Währung der Welt entwickelt. Diese D-Mark führte zu einem derart großen Gefälle zwischen westdeutscher und ostdeutscher Wirtschaft, dass der Kollaps der DDR, der mehrfach auch mit westlichen Milliardenkrediten verschoben worden war, nicht mehr zu verhindern war.

Der große Meister der Wiedervereinigung war der letzte westdeutsche und später erste gesamtdeutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und das ziemlich allein. Sein Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Ich, Ich, Ich, ich,…. „Ich bin heute zu Ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass Ihre Ausreise…“ (30.September 1989 in der bundesrepublikanischen Botschaft in Prag) hat einen weit geringeren Anteil am Wendewunder der Jahre 89/90.

Und die SPD mit ihrem damaligen Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine spielte eine kontraproduktive Rolle im frühen Vereinigungsprozess. Lafontaine sah die DDR vor allem als finanzielle Last – unvergessen seine Forderung, den Zuzug der vor dem Sozialismus flüchtenden Deutschen-Ost nach West zu unterbinden um sein heimliches Traumland-Ost mit einer Art Mauer-West zu stabilisieren.

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