Kommando Bodo Ramelow

Familien, die in komfortablere griechische Unterkünfte wollten – die Busse stehen Tag und Nacht bereit - drehten mit Kind und Kegel wieder Richtung schäbiger Billigzelte um, animiert von Profilierungs-Versprechen des Links-MP im Namen von "Kapitalisten".

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Wahrscheinlich würde es Jesus bei Bodo Ramelow so gehen, wie Karl Marx bei Erich Honecker. Er würde sich angesichts derer, die sich auf ihn berufen, im Grabe (oder wo auch immer) umdrehen.

„Im Christentum wohnt die Erkenntnis, dass es etwas gibt, was nicht vom Menschen beeinflusst ist“, erklärte der thüringische Ministerpräsident der Linken gerade der Berliner Zeitung. „Da ist das Göttliche – am Ende kam auch Marx immer wieder an Punkte, die er nicht erklären konnte.“ Herrje, hatte da jemand den aktuellen „Personenwahl“-Trend im Auge, wollte dem Beispiel des erfolgreichen grünen MP Winfried Kretschmann nacheifern, seine persönlichen Befindlichkeiten über die der Partei stellen und eine thüringische Heiligenverehrung 2.0 höchstselbst installieren?

Nun gehört zu den wichtigsten Elementen des Christentums die „Hoffnung“, die bekanntlich zuletzt stirbt. Was so zuversichtlich klingt, könnte nun aber dank einer gedankenlosen Ramelowschen Personality-Show eine bittere Note bekommen: Dann nämlich, wenn diese trügerische Hoffnung immer weiter genährt wird, wenn sie weiter bestehen bleibt. Und wenn genau deshalb in Idomeni unschuldige Menschen kränker und kränker werden an den fatalen Umständen, an Hygiene-bedingten Zuständen, an Erschöpfung und an diesen verfluchten sich für die Flüchtenden nicht mehr erfüllenden vielschichtigen Hoffnungen.

Auf dem Rücken von Menschen profilieren

Wie wir jetzt nach Idomeni kommen? Einfach deshalb, weil es der Deutsche Bodo Ramelow aus dem fernen Thüringen nicht dabei belassen hat, für sein Ministerpräsidentenheil den Herrn anzurufen. Nein, er wollte selbst ein bisschen Gott spielen und hat öffentlich verkündet, bis zu 2.000 Flüchtlinge aus Idomeni nach Thüringen holen zu können. Die Reaktionen folgten prompt: Familien, die sich endlich nach Monaten entschlossen hatten in die viel komfortableren griechische Unterkünfte zu fahren – die Busse dafür stehen Tag und Nacht bereit –  drehten mit Kind und Kegel wieder Richtung schäbiger Billigzelte um, genährt von dieser Erneuerung eines merkelschen Versprechens ausgerechnet auf links-thüringisch. Petitesse am Rande war die fadenscheinige Argumentation Ramelows für seinen Vorstoß: Nein, nicht etwa besagte christliche Motive waren ausschlaggebend, der gekretschmannte, der Marx-ferne linke Ministerpräsident gab zu Protokoll: „Ich wurde schon von Arbeitgebern angesprochen, die sich Sorgen machen, dass nun keine Flüchtlinge mehr zu uns kommen.“

Das Ramelow damit auch Sahra Wagenknecht in die Parade fährt, ist eine weitere unsägliche Randnotiz. Galionsfigur Wagenknecht hatte nämlich jüngst ihren eigenen Kurs in der Flüchtlingsfrage präzisiert und von „Kapazitätsgrenzen für Flüchtlinge“ gesprochen und vor Parallelwelten gewarnt. „Wann macht mal jemand was für uns? Das ist eine berechtigte Frage“, so die Linke. Das ist übrigens auch eine berechtigte Frage der Flüchtlinge in Idomeni. Und die griechische Regierung hat darauf reagiert und ausreichend annehmbare Unterkünfte für die Flüchtlinge und Beförderungsmittel dorthin bereitgestellt. Und Europa hat darüber hinaus zögerlich diesen deutschen Alleingang beendet. Die Balkan-Route ist deutlich undurchlässiger geworden und ein Pakt mit Ankara geschlossen.

Narziss ohne Goldmund

Bodo Ramelow ist jetzt für die Bundesrepublik, was Merkel für Europa ist: Ein Alleingänger. Ein nicht konsenswilliger Selbstdarsteller, der fahrlässig christliche Beweggründe vorschiebt zur Eigenprofilierung mit dem Resultat, das nun wieder Menschen in Idomeni in neues altes Elend zurückstürzen. Nein, das ist nicht nur antieuropäisch, das ist in letzter Konsequenz dann auch anti-christlich. Denn unter dem Label „Hoffnung“ ist nicht alles erlaubt.

Natürlich kann Ramelow erklären, Thüringen hätte noch Platz, die Lager wären leer. Dann sollte er sich aber auch fragen, warum sein missionsfernes Thüringen nicht zu den beliebtesten deutschen Ankunftsländern gehört. Flüchtlinge werden im Übrigen in der Bundesrepublik nach dem Königsteiner Schlüssel verteilt und nicht nach den Wünschen thüringer Unternehmer und ihres linken Ministerpräsidenten. Aus Fehlern lernen? Im Falle Bodo Ramelow jedenfalls ist die Hoffnung darauf vorerst gestorben. Hatte die Bundeskanzlerin mit ihrer Einladungspolitik im Herbst 2015 die europäischen Partner vor den Kopf gestoßen, in den Krisengebieten rund um Europa vielschichtige Hoffungen geweckt und einer Massenflucht Vorschub geleistet, wiederholt Bodo Ramelow nun in der denkbar sensibelsten Phase der Auflösung dieses menschenunwürdigen Lagers an der griechisch-mazedonischen Grenze den Merkelschen Alleingang, indem er den Menschen neue Hoffnungen schenkt, die sie zum Verharren im Dreck bewegen.

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