Schlechtes Omen für Verbrenner – 13 Gründe für das Elektroauto

Martin Voigt fährt Elektroauto. Eins mit einem Benzinmotor als Reichweitenverlängerer. Schon bei doppelter Reichweite und einer dreiphasigen beschleunigten Lademöglichkeit würde er auf den Benzin-Reichweitenverlängerer ganz verzichten. Dazu Roland Tichy: Schlägt Life-Style die Physik? Warum das E-Auto trotz Schwächen so populär ist. Laut Greenpeace ist es klimapolitischer Nonsense. Wer hat Recht?

Mein Elektroauto verbraucht zusätzlich zum Strom im Schnitt auf 100 km nur 0,3l Benzin. Der Wagen hat keine Einschnitte in Sachen Leistung und Komfort. Er hat vier Sitze (Leder), Klimaautomatik, Navi, DVD Player, Einparkhilfe, Kamera, usw, usw. Leistung ist satt vorhanden bei 150 elektrischen PS. Die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h sollte für den Normalfahrer bei der heutigen Verkehrsdichte auch reichen.

1.

Das Elektroauto erfüllt heute schon die Schadstoffvorgaben nach 2020 und mit dem Wandel der Energiequellen sogar in 2 – 3 Jahren die Vorgaben von 2030. Der deutsche Strommix emittierte 2014 ganze 569g CO2 pro kWh. Bei einem realistischen Durchschnittsverbrauch von 1kWh pro 7km waren das ca. 81 g CO2 pro km. Der Durchschnittswagen in Deutschland emittiert heute 135.4g CO2 pro km. Das ist eine Einsparung von 41% an Treibhausgasen.

Gar nicht mal schlecht im Vergleich zwischen Antrieben, wobei die einen seit fast 120 Jahren stetig weiter verbessert werden und an den anderen erst in den letzten 10 Jahren wieder ernsthaft gearbeitet wird. In Deutschland soll eine Neuerung immer 100% leisten, jedoch sind 40% schon ein riesen Schritt.

2.

Elektroauto stoßen kein NOX aus. Bei Straßenbahn, S-Bahn, U-Bahn oder dem ICE fragt man ja auch nicht danach, sondern begrüßt, wie sauber sie sind, weil sie mit Strom fahren. Natürlich wird bei der Verstromung von fossilen Energiequellen NOX produziert. Aber dies passiert nicht mitten in der Stadt, wo wir leben. Fragt mal Großstadtbewohner, was sie von weniger Verbrennungsgasen halten würden. Der Großstädter könnte unbeschwert vor der Haustür durchatmen. Jährlich sterben 20% der Menschen (von Tieren spricht hier leider keiner) an den Folgen von Luftverschmutzung und Feinstaub. Hier gibt es die 100% weniger sofort.

3.

Verbrenner verbrauchen mehr als das, was der Bordcomputer anzeigt. Bei Elektroautos wird immer die Strompoduktion als negativ hervorgehoben. Aber Benzin und Diesel kommen ja auch nur aus dem Zapfhahn wie der Strom aus der Dose. Rechnet man bei beiden Antrieben Dwell-to-Wheel und nicht beim Stromer Dwell-to-Wheel und beim Verbrenner Tank-to-Wheel steht der Verbrenner noch schlechter da. Der Teil, der beim Verbrenner gerne verschwiegen wird, lässt das Elektroauto pro 1l Benzin/Diesel, der an der Tankstelle verfügbar ist, schon ca. 80km weit fahren.

Wie weit kommt der Verbrenner mit dem 1l? Ca. 17 km, wenn er 6l braucht. Das Elektroauto fährt mit dem Energieäquivalent in dem 1l nochmal ca. 70km. Also ca. 150 gegen 17 km Reichweite mit der gleichen Energie. Ziehen wir die Verluste der Verstromung und den Leitungen ab, kann der Stromer ca. 130 pro 1l Benzin/Diesel, der an der Tankstelle verkauft wird.

4.

Elektroautos machen Städte ruhiger. Jedem von uns ist schon aufgefallen, wie laut es auf den Straßen ist. Ständig wird gebremst und wieder angefahren und die Motoren heulen auf. Uns mag das vielleicht mal fünf Minuten unangenehm sein, während wir an der Straße stehen. Jedoch gibt es an diesen Straßen viele Leute, die dort leben. Sie unterliegen der Dauerbeschallung durch dir Verbrennerfahrzeuge. Beim Luft- und Schienenverkehr hat man verstanden, dass Lärm krank macht. Der Straßenverkehr wird medienwirksam ausgeblendet.

5.

Günstige Inspektionen, wenige Reparaturen. Aufgrund der Komplexität der heutigen Verbrennungsmotoren sind die Wartungspreise massiv gestiegen. Auch müssen im Motorbereich und Getriebe ständig Verschleißteile getauscht oder repariert, muss das Motoröl regelmäßig getauscht werden. Alles Folgekosten, die nicht günstig sind. Bei einem Elektromotor gibt es nur ein sich bewegendes Teil, was nur über eine Welle Kontakt zu einem Kugellager hat. Sonst nichts. Es schleift nichts an einander und bis auf die Welle wird kein Teil beansprucht, wobei die Kräfte, die an der Welle auftreten, bei modernen Materialien vernachlässigbar sind. Auch das Getriebe hat nur einen Gang mit fester Übersetzung. Mehr wird nicht benötigt. Dadurch ist es auch weit weniger komplex als ein Getriebe beim Verbrenner. Eine Mehrzahl an Fehlerquellen im Getriebe gibt es nicht. Es gibt keinen vom Getriebe gesteuerten Rückwärtsgang, der Motor dreht einfach anders rum. Es gibt keine Zündkerzen, Riemen, Ketten, Katalysatoren, andere Abgasreinigungssysteme, usw.

6. 

Geringe Betriebskosten. Der Preis pro 100km an Kosten für Strom oder Benzin spricht für sich selbst: Ein Verbrenner, der 6l real verbraucht, benötigt bei einem Spritpreis von 1,20 Euro Benzin für 7,20 Euro. Bei 1,40 Euro pro Liter sind das schon 8,40 Euro. Der Stromer mit real 16kWh pro 100km benötigt bei 22ct pro kWh Strom für 3.52 Euro. Im Winter benötigt ein solches Fahrzeug ca. 25kWh pro 100 km und das wäre Strom für 5,50 Euro. Also  ist der Stromer im Betrieb wesentlich günstiger.

Die 16 bzw. 25 kWh pro 100km sind von vielen Elektroautofahrern selbst gemessene Realwerte. Weiter lädt sich der Akku, da der Motor auch als Generator fungiert, wieder auf, wenn man das Elektroauto rollen lässt oder bergab bei gleichbleibender Geschwindigkeit fährt oder einfach zur Ampel ausrollt. Regeneratives Bremsen (Rekuperieren genannt) ist das Verringern der Geschwindigkeit ohne die mechanische Bremseinrichtung. Man kann es mit der Motorbremse des Verbrenners vergleichen. Hierdurch wird Strom zurück in den Akku gespeist. Die Menge des vom Fahrzeug produzierten Stroms aus der Fortbewegung ist nicht zu unterschätzen. Auf 100km können das nach Topographie schnell 5 – 10 km sein, die einfach ohne eine Steckdose zusätzlich verfügbar sind. Durch das regenerative Bremsen hält der von der Fabrik verbaute Satz Brems-Beläge und -Scheiben länger, als ein Autoleben lang ist.

7. 

Zur Tankstelle fahren? Brauch‘ ich nicht …. Vor der Arbeit noch schnell zur Tankstelle oder mich mit zig Leuten um einen Zapfhahn anstellen, braucht keiner. Das ist nur Stress. Ich „tanke“ einfach zu Hause, auch wenn ich nur eine Wohnung und kein Haus habe. Oder während ich einkaufen, essen oder im Kino bin. Warum sollte ich zusätzliche Freizeit in das Betanken meines Autos stecken? Das macht mein Auto, während es sowieso rum steht. Das Durchschnittsauto in Deutschland steht jeden Tag 23 von 24 Stunden. Warum sollte das Auto die Zeit dann nicht nutzen, seinen Akku aufzuladen. Laden ist ein passiver Prozess, nicht wie das Tanken ein aktiver Prozess. Von daher ist es eigentlich egal, ob das Auto 2, 4 oder 6 Stunden zum Laden zu Hause braucht. Unterwegs wird schnell geladen, was innerhalb von 30 Minuten wieder zwischen 100 und 350 km Reichweite je nach Auto gibt.

Das ständig genannte Argument, nur Hausbesitzer können zu Hause laden, ist falsch. Fachanwälte bestätigen: Besitzer von Eigentumswohnungen mit einem festen Stellplatz können sich auf WEG §21 Abs.5 Nr.6 zusammen mit WEG §14, Abs.2 beziehen. Mieter können sich nach dem Mietrecht auf die vollumfängliche Nutzung der Mietsache beziehen, wenn ein Stellplatz zur Wohnung gehört. Also sind es nicht nur Hauseigentümer, die zu Hause laden können. In Berlin gibt es eine schöne Kooperation zwischen einem Ladenetzbetreiber und einer Hausverwaltungsgesellschaft. Jeder Mieter kann einfach eine Ladesäule des Ladenetzbetreibers an seinem Parkplatz aufstellen.

8. 

Müssen es wirklich 800km Reichweite pro Füllung sein? Betrachtet man die täglichen Fahrleistungen aller PKWs in Deutschland und erstellt ein Pareto, kommt man zu folgendem Ergebnis. 80% werden täglich bis zu 40km gefahren. 90% der Fahrzeuge fahren bis max 60km pro Tag und eine maximale Fahrleistung pro Tag von maximal 120km bestreiten 98% aller Autos. Das schafft heute jedes Elektroauto und die nächste Generation mit >300 km Reichweite pro Ladung kommt 2017. Natürlich wollen wir auch mal in den Urlaub fahren. Das geht mit dem Elektroauto auch schon heute. Viele Fahrer haben bewiesen, wie sie mit ihrem Stromer von Norddeutschland nach Österreich oder Italien gefahren sind.

Die nächste Generation mit >300km macht das noch einfacher. Man soll sowieso alle zwei Stunden Pause machen. Während man einen Kaffee trinkt, eine Kleinigkeit isst oder einfach mal menschlichen Bedürfnissen nachgeht, ist der Stromer mit dem heutigen Stand der Ladetechnik wieder voll und weitere 300 km können gefahren werden..

Auto fahren wird zur Entspannung. Heute ist Auto fahren mit sehr viel Stress verbunden. Immer schnell schnell und der Motor schüttelt die Insassen die ganze Zeit durch. Man findet also im Auto keine Minute Ruhe. Anders im Elektroauto. Stilles Dahingleiten ist angesagt. Man wird automatisch ruhig. Man lässt die anderen sich hetzen und waghalsige Manöver fahren, während man entspannt. Das Elektroauto ist wie eine Entspannungsoase, weil man ganz ohne äußeren Einfluss entspannt fährt. Dies ist auch kein Dahinschleichen mit 90 km/h auf der Autobahn. Man fährt so schnell, wie es für einen selbst entspannend ist. Der Zeitverlust ist dabei heute nur noch marginal.

Letztes Wochenende bin ich eine Strecke von 60km hin und 60km zurück gefahren. Die Gesamtfahrzeit war keine 10 Minuten länger, als ich noch einen Verbrenner auf derselben Strecke fuhr. Der wirkliche Unterschied ist, dass ich früher einen Puls um die 150 bei Ankunft hatte und heute liegt er fast im Ruhepulsbereich. Der Elektroautofahrer beugt also dem Herzinfarkt vor.

9.

Wenn der Akku kaputt ist, hat das Auto nur noch Schrottwert. FALSCH! In der Regel gehen die Akkus nicht vor der Verschrottung des Autos kaputt. Sollte doch mal etwas passieren, bieten alle Hersteller umfangreiche Garantien auf den Akku und den elektrischen Antriebsstrang. Jeder Hersteller bietet volle Austauschgarantie mit einer Laufzeit von 5 – 8 Jahren und/oder Laufleistungen zwischen 100.000 und 200.000 km an. Diese Garantien kosten keinen Cent extra. Auch in Langzeittests der etablierten Fachmagazine haben die Akkus nach 5 Jahren und 100.000 km einen Kapazitätsverlust von nur 5%. Genauso kann es aber auch bei einem Verbrenner passieren, dass man nach 20.000km einen kapitalen Motorschaden hat.

10.

Lithium wird unter schlimmen Bedingungen gefördert und die Akkuherstellung hat keine gute Umweltbilanz. Das macht das Elektroauto nicht sauberer als Verbrenner. Ja das mag wahr sein, dass die Förderung von Lithium nicht gerade zu den Vorzeigeindustrien gehört. Da im Bereich der Akkutechnik ständig weiter geforscht wird, sind hier Veränderungen zu erwarten, dass kein Lithium mehr oder nur noch ganz wenig benötigt wird. Auch können Akkus, die nicht mehr die Leistung haben, um effektiv in einem Elektroauto eingesetzt zu werden, jahrelang als stationäre Speicher genutzt werden. Das wird auch von allen Herstellern so praktiziert. Dadurch verbessert sich die Umweltbilanz schlagartig um 50%, da die Förderung von Rohstoffen und Herstellung eines weiteren Akkus entfällt. Durch die Forschung an der Akkutechnik und der 2nd Life Anwendung der Akkus wird das Elektroauto immer sauberer werden.

Der Verbrennungsantrieb mit Erdölderivaten wird immer eine schlechte Umweltbilanz durch die Förderung des Erdöls haben. Die Erdölförderung steht in der Umweltbelastung der Lithiumförderung nämlich in nichts nach. Betrachtet man hiernach den Energieeinsatz zur Herstellung aller Komponenten der Fahrzeuge sowie den Energieverbrauch, kommen wir zu folgendem Bild: Das Elektroauto ist durch die Energie-aufwändige Herstellung des Akkus erstmal weniger umweltfreundlich als der Verbrenner. Dies relativiert sich aber schnell. Selbst im deutschen Strommix kommt das Elektroauto nach spätestens drei Jahren in den positiven Bereich bei gleicher Fahrleistung von 12.000 km. Lädt man nur Ökostrom ist der Break-Even-Point nach bereits einem Jahr erreicht.

11.

Wo soll denn der ganze Strom für eine Million Elektroautos herkommen? Das Netz bricht doch dann zusammen. Natürlich wird durch eine Million Elektroautos mehr Strom verbraucht – aber auch eingespart. Tankstellen benötigen Strom, auch die Benzin- und Dieselherstellung verbraucht Unmengen davon. Das Durchschnittsauto in Deutschland bewegt sich zwischen 12.000 und 13.000 km pro Jahr. Die Einsparung des Benzins und der verbundene Stromverbrauch und der Verbrauch an Strom aus dem Stromnetz zum Fahren würden den Stromverbrauch in Deutschland um nur knapp 0,7% erhöhen. Dieser Zuwachs würde das Stromnetz nicht wirklich belasten. Auch werden im Jahr mehrere Gigawatt Strom einfach vernichtet, um die Netze nicht zu überlasten, weil es nicht genug Verbraucher gibt.

Deutschland ist dazu noch einer der größten Netto-Stromexporteure in Europa. Es gibt also viel mehr Strom, als wir verbrauchen. Wenn er schon mal da ist, kann er auch für etwas genutzt werden, ohne dass er vernichtet wird. Mit diesem Strom könnte man mehrere Millionen Elektroautos pro Jahr die durchschnittlichen 12-13.000 km fahren lassen. Nicht alle eine Million Elektroautos werden zur gleichen Zeit aufgeladen. Das sieht man heute schon an den Tankstellen, dass nicht alle 45 Millionen Autos gleichzeitig tanken möchten. Das ist bei der Elektromobilität genauso. Man lädt, wenn sich die Möglichkeit ergibt und man Bedarf hat.

Moderne E-Autos können bidirektional laden. Sie können also Strom aus dem Netz aufnehmen, aber auch an das Netz abgeben, wenn Bedarf da ist. Somit sind Elektroautos gleichzeitig mobile stromnetzstabilisierende Speicher. Nach den Speichern zur Netzstabilisierung wird auch immer gerufen, wenn es um die Energiewende geht. Das Elektroauto könnte also in dem Bereich auch dazu beitragen, dass erneuerbare Energien sich schneller verbreiten.

12.

Elektroautos sind langweilig und kosten viel. Diese These ist mit das Haltloseste, was über Elektrofahrzeuge gesagt wird. Vollwertige Elektroautos mit 4/5 Sitzen mit Schnellader beginnen als Gebrauchtwagen bei ca. 8.000 Euro. Neuwagen/ Tageszulassungen gibt es schon ab 12.000 Euro. Natürlich geht der Preis bis 100.000 Euro hoch, aber das ist auch für einen Verbrenner der Oberklasse nichts.
Dazwischen sind alle Preise möglich. Also ist für jeden Geldbeutel was dabei.

Elektroautos sind echte Fahrmaschinen. Sie liefern über die komplette Drehzahl fast volles Drehmoment. Es geht unmittelbar nach vorne, sobald man auf das Gas- oder besser Strompedal tritt. Das macht einfach nur Spaß, wenn man es drauf anlegt und in einem Kleinwagen einen Sportwagen an der Ampel stehen lassen kann. Das funktioniert natürlich auch mit größeren Elektroautos. Mit dem tiefen Schwerpunkt, da die Akkus im oder direkt auf dem Boden verbaut sind, kann man Kurven räubern wie in einem Sportwagen.

Dies ist natürlich nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite sind Elektroautos nicht langweilig, weil man immer versucht, mit noch etwas weniger Verbrauch seine Fahrten zu machen. Das hat sich zu einem richtigen Sport unter Elektroautofahrern entwickelt, die zum Teil bis zu 25% mehr Kilometer pro Ladung schaffen, als die vom Hersteller angegebene Höchstreichweite. Was wieder den geringen Verbrauchskosten nochmal zu Gute kommt.

13.

Benzin/Diesel ist doch preisgünstig, also brauch ich kein Elektroauto. Ja, im Moment ist das so. Das ist von den Anbietern so gewollt. Noch eine extra Runde teure SUVs und hochmotorisierte Fahrzeuge verkaufen mit hohem Verbrauch. Der Benzinpreis ist im Moment niedrig, aber zieht langsam wieder an. Wir haben es vor eineinhalb Jahren gesehen, dass es auch anders geht mit Preisen von 1,75 – 1,80 Euro pro Liter Super. Diese Preise können schnell wieder kommen, auch wenn die Förderquoten jetzt nicht verringert wurden. Es wird immer schwieriger, Quellen zu erschliessen bzw. ist mittlerweilen unmöglich, um das Öl günstig fördern zu können. In spätestens zwei Jahren haben wir das Preisniveau von 1,75 Euro erreicht.

Dann werden die SUVs und andere Spritschlucker den Fahrern zu teuer. Der Markt wird also mit Gebrauchtwagen überschwemmt, was den Preis drückt. Weiter werden die Käufer wieder sparsame Autos suchen, was den Gebrauchtwagenpreis weiter nach unten befördert. Die Abwärtsspirale dreht sich also. Gleichzeitig wird der Preis für Benzin und Diesel weiter steigen, was das Fahren mit Verbrennerfahrzeugen zunehmend unwirtschaftlicher macht. Es werden sich immer mehr Menschen von ihren „konventionell“ angetriebenen Autos trennen. Am ganzen Markt werden die Fahrzeuge immer billiger, weil immer weniger Menschen Verbrenner kaufen werden. Die Fahrzeuge können also nur noch zu miserablen Preisen verkauft werden. Der Elektroautofahrer von heute wird in dieser Zeit gewinnen, da mehr und mehr Menschen gebrauchte Elektroautos nachfragen werden. Angebot und Nachfrage werden bei beiden den Preis beeinflussen.

Die Blase des günstigen und allzeit verfügbaren Öls ist kurz vor dem Platzen. Wer nicht zum finanziellen Opfer werden möchte, sollte jetzt oder spätestens 2017 handeln. Leider erkennt das unsere Automobilindustrie nicht und versucht die Elektromobilität durch Lobbyeinfluss weiter auszubremsen und Grenzwerte sowie Messmethoden zu ihren Gunsten und zu Gunsten des Verbrenners zu beeinflussen. Damit nimmt sich die Branche ihre Zukunftsfähigkeit, was durch das Aussitzen der deutschen Automobilbranche zu ihrem Nachteil und auch zum Nachteil unseres Wohlstandes wird.

Etliche neue Marktteilnehmer drängen auf den Markt, um Elektroautos zu entwickeln. Einige von den „Neuen“ auf dem Parkett sind finanziell so potent, dass sie den einen oder anderen deutschen Hersteller aus der Portokasse aufkaufen könnten. Sie warten wahrscheinlich nur auf das Schnäppchen, wenn die Hersteller durch Absatzeinbußen angezählt werden.

Im Eigeninteresse der Industrie muss sie jetzt selbst handeln! Auch wir Kunden müssen die deutschen Automobilhersteller dazu drängen, verstärkt auf Elektroautos zu setzen. Wir haben es in der Hand, daß wir in 5 – 10 Jahren noch in einer ähnlichen wirtschaftlichen Situation sind wie heute.

Neben diesen 13 Punkten gibt es noch etliche mehr, die man hier aufführen könnte, um das Elektroauto in ein positives Licht zu rücken. Ich empfehle wirklich jedem einmal, diese Initiativen mitzumachen, bei denen man für 7 oder 14 Tage ein Elektroauto bekommt. Auch bei den Händlern kann man oft einen Stromer für 7 oder 14 Tage kriegen. Es gibt auch den so genannten Autotausch, bei dem man für einige Zeit ein Elektroauto bekommen kann.

Wer einmal angesteckt wurde, kommt nicht mehr los. Das mit dem CO2 glaube ich auch nicht ganz. Aber beim Verbrennen von fossilen Energieträgern entstehen noch etliche andere Schadstoffe. Diese belasten Menschen, Tiere und die Umwelt. Hier müssen wir ansetzen, wenn wir den folgenden Generationen noch einen halbwegs bewohnbaren Planeten hinterlassen wollen. Wir haben nur diesen einen. Viele Krankheiten werden durch die Verbrennung fossiler Energieträger ausgelöst, von Asthma über Ausschläge bis hin zu Krebs. Das betrifft uns heute schon. Warum sollten wir also auch unser Leben heute noch weiter gefährden, wenn wir schon nicht an die Zukunft denken?

Martin Voigt ist angestellter Berater für interne und externe Stammdaten-Prozesse und -Standards bei einem global Tätigen Nahrungsmittelhersteller.

Und weiter geht´s:

Roland Tichy:

Das große Experiment

Deutschland hat ein neues Statussymbol. Sein Blech funkelt und ist teuer, aber kommt nicht aus Stuttgart. Es überholt fast alle, aber ganz leise. Es ist das Elektro-Auto des US-Milliardärs Elan Musk und sein Cockpit sieht aus wie ein Iphone. Es spaltet die Auto-Nation in Fans (oft Frauen) und Feinde (meist Techniker). Es beschleunigt, dass es Dir das Gesicht verzieht und den Magen umdreht, aber nicht lange. Kürzlich habe ich einen Helden kennengelernt, der hat es von Berlin bis an den Comer See geschafft. Er war stolz, wie einst die Verrückten in den rasenden Kisten, die im James-Dean-Porsche die Mille Miglia quer durch Italien rauf und runter donnerten oder im Flügeltürer von Mercedes die Panamericana von Alaska bis Feuerland röhrten.

Greenpeace: Klimapolitischer Nonsense

Die neue Helden der Sparsamkeit versuchen mit ihren Akkus weiter zu kommen als die nur 100 km offizielle Reichweite. Es stinkt hinten nicht,  sagen seine Fans und lachen über den Dieselskandal und seine tantiemegeilen Manager. E-Auto-Feinde rechnen vor, dass es sogar noch mehr die Umwelt belastet als ein Benziner, weil der Strom vom Braunkohlestinkern kommt und das Lithium für seine Akkus das Gift nur so quer über den blauen Planeten spritzt. Solange der Strom so erzeugt wird sieht sogar Greenpeace keine ökologischen Vorteile beim E-Auto. Physiker  behaupten, dass der Tesla wegen ihrer ewigen Gesetze niemals rentabel sein kann, leicht brennt und an die Steckdose muss, ehe wir zu Hause sind: Der passt ins sonnige Kalifornien und nicht ins verregnete Deutschland, wo ihn schon der Scheibenwischer leer saugt. Anhänger rechnen vor, dass die ersten Motorkutschen von Carl Benz unzuverlässiger waren als jeder Brauerei-Gaul und dass Bertha Benz das Benzin in Flaschen in der Apotheke holen musste. Wer hat recht?

Wenn die Tesla-Fans recht haben, ist die Automobilindustrie in Deutschland in Gefahr, der größte Arbeitgeber. Heute lachen noch viele Automanager über Elektro-Autos, wie Schreibmaschinenfabrikanten über diese komischen Kisten, die sich PC nannten. Kodak stellte 2007 in Köln den tollsten Diafilm aller Zeiten vor und war 2012 Pleite, weil keiner Film, aber alle Digi-Kameras wollten. Neue Technologien sind anfangs schlechter als bestehende. Aber sie werden von Begeisterung groß und besser gemacht. Das Abenteuer steckt im Neuen, nicht im Alten. Kleine Jungs träumen heute davon, mit E-Autos die Welt zu retten, die ihre Mütter mit dem SUV überfahren. Viele Träume werden scheitern, Vieles ist irrational. Aber auch die  Geländefahrzeuge mit den großen Rädern sind irrational, weil die einzige Steigung, die sie jemals überwinden, die Bordsteinkante beim Einparken ist. Wir fahren aber nicht nur herum, weil wir rechnen, sondern wir rechnen uns unsere Träume schön.
Wer wird gewinnen – Elan Musk oder die Carl Benz-Erben? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass wir mittendrin im größten Wirtschaftsexperiment seit Erfindung des Autos stecken. Es ist spannender, als uns lieb sein kann. Aber da müssen wir durch.

Morgen: Ein Streitgespräch zwischen Peter Heller und Roland Tichy über Sinn und Unsinn von Elektromobilität. 

Dieser Beitrag erscheint auch in Bild am Sonntag und auf Bild.de

 

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