Bei Maybrit Illner redeten die Blinden von der Farbe

Und so plauderte die Runde über die Rente wie Blinde von der Farbe und Klaus Dauderstädt vom Beamtenbund muss sich keine Sorgen machen, schließlich sind recht viele Parlamentarier sonderbeurlaubte Beamte, die sich nicht selbst kastrieren werden.

Wir müssen zuerst über Manu sprechen. Sie ist einfach großartig. Die perfekte Milf (Mutter in leitender Funktion). Manuela, du bist die Königin der Roten! Und dabei so natürlich! Jetzt kennen wir auch schon einen Teil ihrer Familie, der Neffe ist Polizist, der Bruder Künstler. Der Papa hat als Schlosser gearbeitet (allerdings nicht bis 65), man könnte dieser Frau stundenlang zusehen. Zusehen, wohlgemerkt, zuhören eher nicht.

Dummerweise ist Manu in der SPD (nicht, dass CDU in ihrem Falle besser wäre!), und da kündigt sie vor allem viel an. Mehr geförderten Wohnraum, mehr Wohngerechtigkeit oder das: „Frau Nahles wird Renten-Vorschläge für Solo-Selbstständige machen.“ Und eigentlich strebt die SPD eine Bürgerversicherung für alle an – Künstler, Beamte, Angestellte – alle in einen Topf, Arbeitswelten verbessern, Renten erhöhen, das Paradies auf Erden schaffen.
Apropos Wohngerechtigkeit. Gerade hatte doch ihr Parteigenosse, Dressman Heiko, ein Miet- und Maklergesetz auf den Weg gebracht – und schwupps, sind die Mieten vielerorts gleich mal um 30 Prozent gestiegen. Das hat die Manu aber nicht mitgekriegt, sie war im Mutterschutz.

Aber nun genug der Manu-Schwärmerei! Das Thema bei Maybritt Illner war ein ernstes:

„Reiches Land, arme Rentner.“

Als Vertreterin des reichen Landes war eigentlich nur die Multi-Millionärin Illner zugegen, aber die fragt ja nur und schwätzt nichts.

Für die Bessergestellten sprach der Beamtenbund-Chef, Klaus Dauderstädt, für die Schlauen der Chef der Jungen Union, Paul Ziemiak, der für den Bundestag kandidieren will, und im Erfolgsfalle nach wenigen Jahren Renten-technisch ausgesorgt hätte. (Von der Alten Union hatte das Fachpersonal wohl Ausgangsverbot.)

Für die Flexiblen wurde wieder einmal Sascha Lobo als Sprecher eingeladen, der Mann mit der Frisur wie ein Verkehrsunfall. Man kann nicht weggucken, wie bei Donald Trump. Lobo ist der Twitterer der Generation Bullshit und der Generation Praktikum. Er hat in Berlin so dies und das studiert und formuliert sich seitdem geschickt durchs digitale Leben (selbst die SPD nutzt ihn als Online-Beirat). Jungen Menschen, die gern auch mal „so was wie Sascha Lobo“ werden wollen, seien vorsorglich gewarnt: Bitte nicht nachmachen, es führt zwangsläufig zur Altersarmut! (Bei ihm selber nicht, dank SPD und spiegel online.)

Fürs Proletariat sprach die reizende Alleinerziehende Carla Rodrigues-Fernandes, die immer wieder per Untertitel als Reinigungskraft bezeichnet wurde. Hierzu muss man wissen, dass zuletzt eine Reinigungsfrau bei Anne Will einschlug wie eine Bombe. Sie wurde von Hannelore Kraft als SPD-Mitglied verpflichtet und blitzschnell zum Superstar, als sie Erzbengel Gabriel die sozialen Leviten las. Bleibt zu hoffen, dass Frau Rodrigues, die zudem als Funktionärin bei der IG-Bau wirkt, eine Gewerkschaftsrente erhält. Oder haben die so was nicht?

Ach ja, die Rente. Sieht nicht wirklich gut aus. Die Zahl der beschissenen Jobs steigt rasant, schon jetzt geht ein Drittel des Staatshaushalts für Rentenkassenzuschüsse drauf, und man muss kein Prophet sein, wenn man sagt: Crash voraus! Wie schon bei Matthäus 19,30 sinngemäß nachzulesen steht: die letzten werden die ersten sein. So sind auch bei uns die Biggest Loser des entfesselten Kapitalismus der Achtziger und Neunziger – die Beamten – die Rentenkönige von heute und morgen.

Wo das Geld für all die Versprechungen der SPD denn herkommen solle, fragte pflichtschuldig und rhetorisch der Jung-Unionist Paul Ziemiak. Im Augenblick wird die Kohle für woanders gebraucht, aber da das Thema gemieden wurde wie das Weihwasser vom Teufel, wollen auch wir es links liegen lassen.

Um all die noch ein wenig zu ärgern, die nicht glückliche Gewinner beim Drei-Säulen-Lotto – gesetzliche Rente, Betriebsrente, private Vorsorge – sind, spielte die Redaktion noch ein Filmchen über die glückselige Schweiz ein.

Und so plauderte die Runde über die Rente wie Blinde von der Farbe und Klaus Dauderstädt vom Beamtenbund muss sich keine Sorgen machen, schließlich sind recht viele Parlamentarier sonderbeurlaubte Beamte, die sich nicht selbst kastrieren werden.

Des weiteren so klar wie Kloßbrühe: Die Einheitsrente wird kommen wie weibliche Diakone in der katholischen Kirche. Bis dahin sei an Friedrich Nietzsche erinnert:

„Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei’n –
Weh dem, der keine Heimat (und Häuschen) hat!“

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