Griechenland: Wie umgehen mit einem ungezogenen Kind?

Wenn Tsipras mit dem Grexit spielt, dann hilft nur eine knallharte Hand. Dann muss Griechenland die Chance bekommen, ohne die Last des Euro mit einer eigenen Währung neu anzufangen und die marode Wirtschaft und die maroden Strukturen rundzuerneuern.

Tsipras, sein Finanzminister Gianis Varoukakis und sein Verteidigungsminister Panos Kammenos drohen dem Euro-Bund im Prinzip damit, eingegangene Verpflichtungen Griechenlands ohnehin nicht zurückzahlen zu können und nicht zurückzahlen zu wollen. Sie drohen damit, dass Griechenland sich zur Abwendung der akut drohenden Zahlungsunfähigkeit des Landes frisches Geld von Russland und China und gegebenenfalls von den USA holt und dass Russland und China auch schon Zahlungen in Aussicht gestellt hätten. Ist der Ruf erst einmal ruiniert…. Mögen sich Tsipras und die Seinen denken, dann man kann herumholzen wie ein wütendes Kind, das daraufsetzt, dass die Eltern am Ende auch mutwillig herbeigeführte Schäden gütig ausbügeln werden.

Tsipras spielt quasi mit dem Hunger der Griechen, die den Gürtel verdammt eng schnallen müssten, wenn dem Land nicht neues Geld geschenkt würde. Die bisher geschenkten Milliarden sind sinnlos verpulvert worden. Bei den sozial Schwachen kam am wenigsten an, aber auch sie, die Tsipras in großen Scharen hinterherlaufen müssen verstehen lernen, dass sie schon in den vergangenen Jahren von den Euro-Nordländern ausgehalten wurden. Tsipras nutzt es aus, dass bei vielen Griechen die Einschätzung der Situation Griechenlands um 180 Grad gegenüber der Realität verdreht ist.

Nix wissen, nix verstehen, alles verlangen und auch noch dumm kommen

Tsipras spielt also ganz gezielt mit seiner eigenen und einer auch bei vielen Griechen verbreiteten Borniertheit: Nix wissen, nix verstehen, alles verlangen und auch noch dumm kommen: Schenkt uns gefälligst zum 100. Mal neues Geld! Hört auf mit eurer perversen Neugier und Kontrolliererei, was wir mit euren Geschenken machen! Und her mit dem großen Doppelgeschenk. Schuldenerlass plus neue Liquidität. Und ansonsten: Mund halten.

Niemand will eine Verarmung der griechischen Bevölkerung, einen Zusammenbruch der griechischen Wirtschaft und niemand will in Griechenland ein Staatschaos haben. Aber die Erpressungsmethode eines Tsipras darf auch keinen Erfolg haben, denn dies würde ein völlig falsches Signal in die Welt setzen.

Eine knallharte Gangart der Europartner ist das Gebot der Stunde. Notfalls muss auch ein großer Gesichtsverlust von Tsipras gegenüber seinen eigenen Anhängern in Griechenland in Kauf genommen werden, wenn er am Ende einknickt und von seinem klapprigen hohen Ross heruntersteigen muss. Wenn Griechenland entgegen allen Marktgesetzen aus rein politischen Gründen von Russland oder China frisches Kapital bekommen kann, weil die beiden Länder sich vielleicht erhoffen in der Euro-Politik mitmischen zu können, dann sollten die Euro-Partner das zum Anlass nehmen und ein dann mit Kapital versorgtes Griechenland elegant aus dem Euro heraus drängen.

Man muss Tsipras dankbar sein, dass er die stupide Geldschenkerei, gekoppelt mit der stereotypen Forderung nach Reformen, wie die Draghis, Schäubles und Lagardes es seit Jahren erfolglos praktizieren, vorführt. Wenn Tsipras mit dem Grexit spielt und die Griechen ihm angeblich zu 75% folgen, dann muss Griechenland auch die Chance bekommen ohne die Last des Euro mit einer eigenen Währung neu anzufangen und die marode Wirtschaft und die maroden Strukturen rundzuerneuern.




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