Crooked Hillary or The Donald?

In den Vereinigten Staaten von Amerika wie in den uneinigen Staaten Europas steht bei den kommenden Abstimmungen niemand zur Wahl, der alles besser macht. Aber die Chancen stehen gut, dass jene, die viel zu lange viel zu viel schlechter gemacht haben, abgestraft oder abgewählt werden.

Das Rennen zwischen der Repräsentantin des Establishments und dem Volkstribun ist alles andere als ein Selbstläufer, wie ein Blick zu Reuters Polling im Zeitverlauf zeigt. Viele Journalisten und Experten in den USA könnten den gleichen Fehler machen wie in Deutschland und Europa, wenn sie die Chancen der Beiden aus den vergangenen Wahlen herleiten. Es kann nämlich gut sein, dass die angestammten Loyalitäten für beide Parteien nicht mehr die Hälfte wert sind. Dass Trump in beiden Lagern ernten kann, aber Clinton im wesentlichen nur im eigenen.

Auch in Deutschland rutscht die Landschaft

Auch in Deutschland verschärft sich der Verfall der alten Kräfte: Bei Allensbach erhält die SPD in den Umfragen noch 21 Prozent, die AfD schon 12,5 Prozent. Im Wahltrend von RTL und stern fällt die SPD auf 19 und steigt die AfD auf 11 Prozent. Weil auch die CDU nur in den 30ern landet, wird die Große Koalition zur Kleinen. Die Prognosen haben eine gemeinsame Tendenz, aber unterschiedliche Werte. Das ist nicht verwunderlich: Wenn die Landschaft zu rutschen beginnt, helfen die Leitplanken der Erfahrungswerte nicht mehr weiter. Und das ist ja das Gemeinsame – in Deutschland wie in den USA, in Österreich wie in den Niederlanden und Frankreich.

Vorreiter USA: Nicht einmal bei den „feinen“ Leuten der Grand Old Party, denen The Donald quer liegen muss wie eine Gräte, ist sicher, dass sie nicht doch ihr Kreuz beim Parvenue machen – aus Hass gegen Hillary, die Inkarnation des Feindbildes Demokraten. The Donald kann auf die weiße Mittelschicht in beiden Lagern zählen, die Angst vor dem sozialen Abstieg haben. Diese möglicherweise entscheidende Gruppe spricht auch Bernie Sanders an. Da sie ihn nicht zum Präsidenten wählen können, stimmen sie am Ende lieber für Trump als Clinton. Und: Man vertue sich nicht. Viele Afro- und Latino-Stämmige, die es in die Mittelschicht geschafft haben, fühlen wie ihre weißen Nachbarn, die aus Asien sowieso und die erfolgreichen, weil überdurchschnittlich Gebildeten aus muslimischen Ländern ebenfalls.

Unzufriedenheit wird zur offenen Feindschaft

Auch das machen uns die USA vor: Die Unzufriedenheit mit denen in Washington reicht bis zur offenen Feindschaft. Die Chance, es denen mal so richtig heimzuzahlen, werden sich sehr, sehr viele nicht entgehen lassen. Was immer sie alles an Trump stört, wird von diesem Zorn auf das politische Establishment übertroffen, welches dafür verantwortlich gemacht wird, dass Amerika nicht mehr unangefochten die Nummer 1 in der Welt ist, und dafür, was sonst alles im Lande nicht richtig läuft.

Experten rechnen vor, dass es für jeden republikanischen Kandidaten schwer sei, auf 270 Wahlmänner-Stimmen zu kommen und damit Hillary Clinton zu schlagen. Ihre Argumentation: 18 Staaten haben seit 1992 jedes Mal für die Kandidaten der Demokraten gestimmt – verspricht 242 Stimmen. Nur 13 Staaten stimmten für die Kandidaten der Republikaner – 102 Wahlmänner-Stimmen. Die Erbsenzähler summieren: Clinton startet mit einem Vorsprung von 140 Stimmen, braucht also nur noch 28, um zu gewinnen. Holt sie die Mehrheit in Florida, ist sie Präsident. Wer will, kann in den US-Medien noch viel mehr solcher Milchmädchenrechnungen finden, die wie unsere Demoskopen alles aus den Ziffern der Vergangenheit herleiten. Doch spätestens in Umbruchzeiten ist die Berechnung der Zukunft durch Verlängerung der Linien und Kurven aus der Vergangenheit Makulatur.

Auch Statistiken der Probleme der Republikaner mit Hispanics sind möglicherweise weit mehr von gestern, als die Statistiker ahnen. Selbst und gerade Schlüsse, die aus den Obama-Wahlen hergeleitet werden, haben gute Chancen, sich als irreführend herauszustellen. Das gleiche gilt für die Abschreckungswirkung der Trump’schen Forderung, die Kosten des Grenzzauns Mexico aufzuzwingen. Was, wenn die US-Mexicans mehr mit sich selbst solidarisch sind als mit denen, die aus ihrer alten Heimat kommen wollen? Wen diese Rechnungen des Meinungsgewerbes im US-Establishment noch nicht genug beruhigen, für den gibt es Umfragen, die feststellen, dass 67 Prozent Trumps Lage für ungünstig halten.

Mein ältester amerikanischer Freund, der die Dinge in Europa genauer verfolgt als die meisten Europäer, schrieb mir dieser Tage:

When the Berlin workers rose against the tyranny of the DDR,
Walter Ulbricht said that the people were in danger of losing the
confidence of the party (SED).

Berthold Brecht quipped that the party could “abolish the people,
and get a new one.”

This best describes the political scene in the US today.

Last week American television viewers were treated to the spectacle
of a coal miner whose job had been threatened by Hillary Clinton saying
that he needed work to feed his family.  He then showed photos of his
children who “were his future.”  Hillary was not amused and the look on
her face was appropriately sour.

It was 66 years ago this month that John F. Kennedy won the West Virginia
primary to clear his path to the presidency. Kennedy was moved by the
hardship that he had seen in West Virginia and this was the beginning of
his “War on Poverty.”

Eleanor Roosevelt, whose ghost Hillary Clinton famously tries to contact,
was famous for going down into a coal mine in West Virginia because she
was, as she stated upon emerging, the legs for her crippled husband and
wanted to show empathy for the miners‘ plight.

Hillary Clinton, like the Washington Establishment is not amused by these
“vulgar creatures”  and is more concerned with such fashionable causes as
same-sex washrooms in public places. After all, the main concern of these
reformers whether in Hollywood or on Wall Street from where Ms. Clinton gets
her campaign funds is the proper chill for the champagne served.

The electoral disaster that has befallen BOTH major parties at the polls are
utterly baffling to the professional hangers-on of the US Establishment. Trump
and Sanders are the unpleasant result to these clueless observers.

The straws that these falling and failing elites are grasping are “demographic shifts” in the finest Walter Ulbricht tradition. They wish to abolish the American people and get a new one.

Wir leben in einer westlichen Welt

Geht’s Ihnen nicht genau so wie mir? Ich lese die Mail und denke, mein Gott, spricht er wirklich über Amerika und nicht über Deutschland und Europa? Offensichtlich leben wir noch viel mehr in einer westlichen Welt, als uns schon klar sein dürfte. Am Ende ist der einzige Unterschied, dass hier niemand so viel eigenes Geld einsetzt, um Bewegung in die eingeschlafenen und satten Funktionärs-Loungen zu bringen.

Wir werden sehen, wer seine Mandarine mehr in Bewegung versetzt. Ein neues Volk werden sie sich nicht suchern können, wie sehr sie sich auch anstrengen. Und ein Weiter-So werden die Wähler den alten Kartellen der Macht weder diesseits noch jenseits des Atlantiks erlauben. Demokratie ist oft sehr zäh und behäbig. Oft ist es der berühmte eine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. In den Vereinigten Staaten von Amerika wie in den uneinigen Staaten Europas steht bei den kommenden Abstimmungen niemand zur Wahl, der alles besser macht. Aber die Chancen stehen gut, dass jene, die viel zu lange viel zu viel schlechter gemacht haben, abgestraft oder gar abgewählt werden.

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